Themenartikel
20.12.2023

Trendbrief Nr. 10: Editorial von Björn Meyer - Wir brauchen eine praktikable Umsetzung der EU-Entwaldungsverordnung

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, 

wir, die deutsche Agrarbranche, arbeiten seit Langem daran, nachhaltige Lieferketten im Kampf gegen die internationale Entwaldung wirkungsvoll zu etablieren. Deshalb unterstützen wir im Grundsatz die EU, die im Jahr 2023 die „Verordnung für entwaldungsfreie Lieferketten“ (EUDR) auf den Weg gebracht hat.

Im Juni 2023 trat die EUDR in Kraft. Sie soll sicherstellen, dass Waren, die in der EU in Verkehr gebracht werden, nicht zur Entwaldung beitragen. Betroffen sind Palmöl, Rindfleisch, Soja, Kaffee, Kakao, Holz und Kautschuk sowie alle daraus hergestellten Erzeugnisse.

Die EUDR ist ein Meilenstein bei der Bekämpfung der Entwaldung auf der Nachfrageseite, schießt aber weit über dieses Ziel hinaus. Die Europäische Kommission handelt einseitig, indem sie mit der Verordnung versucht, dem Ausland eigene Werte und politische Ideen aufzuzwingen. Dies führt zu Fragen transnationaler sozialer Gerechtigkeit und zu Machtdiskrepanzen und wirft zudem ein Spotlight auf die sich verändernde Marktmachtdynamik in globalen Strukturen. Die EUDR stellt darüber hinaus die EU als vertrauenswürdigen Partner auf der internationalen Bühne sowie ihre Beziehungen zu wichtigen Erzeugerländern infrage. 

Da der Markteinfluss der EU schwindet, wird es immer wichtiger, sich als zuverlässiger Partner zu positionieren. Um Leakage-Effekte zu verhindern, müssen nachfrageseitige Maßnahmen wie die EUDR mit angebotsseitigen Maßnahmen kombiniert werden. Der Erfolg der EUDR wird somit von einer sorgfältigen und effizienten Umsetzung abhängen, die im besten Falle durch sinnvolle Konsultationen und enge Kooperation mit den Erzeugerländern begleitet wird.

Bis zum Anwendungsstart am 30. Dezember 2024 bleibt nicht viel Zeit. Die Fülle der Fragen, die bis dahin zu klären sind, ist groß. Wir brauchen klare Regeln für die Übergangszeit sowie einen sicheren und praxisnahen Rechtsrahmen für die Weitergabe von vielen sensiblen Daten. 

Mit diesem Trendbrief versuchen wir, Herausforderungen aus der Sicht von Praktikerinnen und Experten einzuordnen. Wir appellieren dringend an die Politik, sich einer praktikablen Umsetzung der Verordnung im Sinne einer erfolgreichen Entwaldungsbekämpfung schleunigst anzunehmen. Als Agrarwirtschaft stehen wir mit konstruktiven, praxisbezogenen Lösungsvorschlägen jederzeit zur Verfügung.

Wir appellieren dringend an die Politik, sich einer praktikablen Umsetzung der Verordnung im Sinne einer erfolgreichen Entwaldungsbekämpfung schleunigst anzunehmen.

BJÖRN MEYER, Vorsitzender des Deutschen Verbandes des Großhandels mit Ölen, Fetten und Ölrohstoffen (Grofor), Vorsitzender des Grain Clubs in 2023

Lesen Sie die 10. Ausgabe des Trendbriefes Agrarwirtschaft.

Rückblick GFFA-Fachpodium des Grain Clubs zur EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) am 18.01.2024